Wir verliessen Yosemite per Bus und später Zug Richtung San Franzisko, wo wir wieder einen Wagen mieteten. Die verbleibenden 10 Tage sollten für einen weiteren Roadmovie genutzt werden. Am Lake Tahoe und Reno vorbei ging es zur Bonneville Speedtrack, dem Salzsee, wo einmal im Jahr die Geschwindigkeitsrekorde ausgetragen werden.

tn_boneville

Ich konnte der Versuchung nicht wiederstehen, unseren weissen Mercury über das Salz zu jagen. Ros ging vor Angst beinahe ein, als der Wagen zu schlingern anfing. Nun, ich verlor auch schnell meine Rallyambitionen, als das Salz zusehends feuchter wurde. 5 km von der nächsten Strasse im Sumpf stecken zu bleiben ist wenig erfreulich. So brachen wir unsere Exkursion recht früh wieder ab und nahmen als Andenken einen total versauten Wagen wieder mit.

Nach 3 oder 4 Tagen ununterbrochener Fahrt legten wir unseren ersten Stop endlich in Moab ein, wo wir einen Tag im Arches NP rumsprangen.

Delicate Arch

Nach einer Visite im National Bridges NP war der für mich emotional schwerste Teil zu bewältigen, der Weg zum Monument Valley via Mokee Dugway, den ich 94 mit dem Rad gemacht hatte. Na, an dem Tag habe ich die Stimmung ordentlich vermiest, aber wir war zum heulen. Der Drang zum Bahnen wird wohl zu allererst aus der Befriedigung gespeist, die man durch das Bestehen von Herausforderungen erlangt. Ein schwerer Pass, eine Piste oder sonstwas. Dies war jetzt leider nicht mehr der Fall. An einem Ort, wo ich drei Jahre zuvor eine recht ordentliche Leistung vollbrachte und ordentlich bestaunt wurde saß ich nun in einem 0815-Mietwagen wie ein gutes halbes Dutzend anderer auch. Ich war unten ! Zu sehr leiden durfte ich aber auch nicht, sonst hätte es Ros zu persönlich genommen.

tn_mon_valley.

Nun ich schmollte noch etwas, aber eine toller Sonnenuntergang im Monument Valley konnte die Stimmung etwas heben. Wir übernachteten an einer verlassenen Wiegestation für Trucks in der Nähe von XXX.

Frühmorgens ging es dann wieder los, heute wollten wir den Grand Canyon abhacken, gegen 5 kamen wir in den Park, die Ranger waren noch nicht auf ihren Posten.

tn_grancanyon.jpg (3442 bytes) tn_grancanyon2.jpg (2596 bytes)

tn_ich_arch.jpg (2495 bytes) tn_ich_gcy.jpg (9143 bytes)

So fuhren wir die Aussichtspunkte ab, machten unsere Klamotten am Visitor Center fertig und begangen mit unserem Tagesausflug Richtung Phantom Ranch am Grunde des GC. Seit einer Woche hetzten wir mit dem Wagen, um endlich mal einen ganzen Tag raus zu kriegen. Wir kamen etwas spät los und so war ich schon wieder beunruhigt, ob wir denn überhaupt den ganzen Weg schaffen würden, aber es ging alles glatt über die Bühne. Also bis ganz runter sind wir nicht, aber zumindest bis zum Platform Point, der nochmal gut 200 Meter über dem Colorado liegt. Die Wanderung ist wirklich grosse Klasse und man bekommt nach und nach mit, was für ein irrsinnig grosser Bursche der GC ist. Auf dem Rückweg hätte uns beinahe eine Horde Gemsen in den Abgrund gestossen,die verschreckt auf dem schmallen Pfad entlag rasten.

Ros

On route 66

Wo sind den die verdammten "kicks" ?

Auf dem letzten Dollar kamen wir in Las Vegas an. Besonders viel gutes kann man über Las Vegas nicht sagen, aber seltsamerweise ist das erste Thema, wenn ich über unseren Trip befragt werde. In dieser Stadt ist alles unecht und das meiste stillos oder obszön. Obszön im Sinne der Verschwendung von Wasser, Strom etc. Die Swimming Pools (Plural) des Luxor haben die Größe mehrer Tennisplätze, vor Treasure Island werden Seeschlachten nachgespielt bei den ganzen "tropischen" Wasserfällen habe ich mir schon nicht mehr die Mühe gegeben, sie zu zählen.

Wir haben Las Vegas mit guten Erinnerungen verlassen, sind wir doch nicht überfallen worden, haben ne ganze Menge Spaß gehabt, gut gefuttert und sogar noch Geld gewonnen. Während der Hotelsuche mussten wir unser letzes Klischee der Staaten aufgeben, den von 20 Bucks-Präsidentensuites war weit und breit nichts zu sehen. Wir riefen bei den grossen Läden an und das billigste war um die 80 Dollar, undenkbar. So quartierten wir uns im Paradise-Motel ein, gegenüber vom Hard Rock Hotel. Ziemlich verranzt. Ros bekam einen weiteren Anfall, weil sie nix zu anziehen hatte und dann brachen wir endlich auf. Wir schlenderten durch’s Luxor und Excalibur und gingen dort in der Nähe für kleines Geld sehr ordentlich Essen, schauten uns noch Treasure Island an und dann ging’s endlich los mit "gamblin". Wir holten uns für 10 $ Quarter, aber die waren trotz zwei 20 $-Gewinnen binnen kürzester Zeit durchgebracht. So mussten wir unsere Taktik ändern, wenn wir noch ein bisschen rumzocken wollten. Wir wechselten zum Ceasar´s Palace, wo man auch auf den billigen Plätzen kostenlose Drinks bekommt und setzten uns an die 5 Cent-Maschinen. Unser Ziel war es, diesen Plastikeimer, den man für seine Münzen kriegt, vollzumachen. Mit einem paar guten Serien (1 x 200, 1 x 320) gelang es uns auch ! Im dem Moment, wenn die 300 Klack-Klack-Klack anfangen, verwünscht man natürlich die Entscheidung, nur an den 5 Cent-Maschinen zu spielen. Nun, es war schon drei Uhr und nach dem eintauschen unseres vollen Eimers hatten wir 23 $ in der Hand, exakt soviel, wie wir bis jezt vergurkt hatten. Ich hatte eine tollkühne Idee und nach kurzer Einigung setzten wir sie in die Tat um. Wir wechselten die Knete in 1 $-Münzen um und wollten nun groß abkassieren. Mit grossen Beschwörungsriten waren wir die kümmerliche Anzahl von Münzen eine nach der anderen in den Schlitz. Nr. 17 oder 18 brachten jedoch die Wende, Ros hatte ein glückliches Händchen an den Tag gelegt und es kam ein Gewinn von 80, gleich darauf nochmal 10 und so konnten wir dann genau 100 $ einwechseln. Nicht schlecht.

Mexican hat in der Nähe des Monument Valley

Am nächsten Tag trafen wir wieder auf unsere geplante Radtour, von Las Vegas ins Death Valley, eine leichte Melancholie beschlich mich beim Anblick von zwei japanischen Radlern, die vom mächtigen Rückenwind durch die Wüste getragen wurden. Im DV nutzen wir die Salzpfannen zu einigen Spielereien: Die Salzkruste war erstaunlich weich, sogar etwas feucht und angenehm warm. Wir zogen die Schuhe aus, entfernten uns voneinander, schlossen die Augen und versuchten uns nur mit Hilfe der Geräusche zu kriegen. Ros gewann alle Durchgänge, weil ich in den letzten Sekunden vor dem Kontakt es nicht mehr aushielt und die Augen aufmachen musste.

Im Death Valley

Bad Water war nichts besonderes, leider erwischten wir hier den einzigen Touribus im ganzen Tal, Zabriskie Point erwischten wir erst nach Sonnenuntergang, aber trotzdem sehr aufsehenerregend. In der Nacht schafften wir es noch bis Scottys Castle und übernachteten am Beginn der Piste. Der nächste Morgen brachte einen leichten Anflug von Melancholie, den wir sahen einen einzelen Bahner uns entgegen kommen, er hatte gerade die Piste hinter sich gebracht. Zähne zusammen beissen, den heute wollten wir den Schleier über dem größten Fragezeichen unserer Reise, der Pistenabschnitt von S. Castle nach Big Pine, lüfteten. Es ist halbe Lunge, denn wirklich Piste ist es nur auf 25 Meilen, der Rest ist Sahne.

Mono Lake, vorzüglich ausgeschilderter und gut erklärender Rundgang. Es ist ja leider unvermeidlich, daß man gelegentlich aneinander gerät, wenn man soviel Zeit im Wagen sitzt, die meiste Zeit davon hetzen muss. So bedachten wir und regelmäßig mit Kraftausdrucken, unser Ausdrucksniveau sank beträchtlich, zudem ich das Entspannungspotential entdeckte, daß im Beschimpfen anderer Verkehrsteilnehmer liegt.

Mono-Lake

Die kurze Ernährungskette Algen-Shrimps-Fliegen-Vögel ist dafür verantwortlich, daß ich Ros mit einem neuen Kosenamen bedachte: Alkali-Fliege.

Der Tioga-Pass schloss sich nahtlos an den Mono-Lake an, der Anstieg ist nicht sooo einfach, aber fair und sehr schön. Die Abfahrt jedoch hat es in sich, ein angsteinflössendes Auf und Ab, wenn man sich vorstellt hier mit dem Rad fahren zu müssen. Es geht soviel rauf und runter, daß man, von kurzen Rampen abgesehen, garnicht merkt, ob man absolut Höhe gewinnt oder verliert.

Der letzte Tag, der Rückweg nach SF stellte uns alle nochmal auf eine aussergewöhnliche Geduldsprobe. Zwei Beinahe-Unfällen nur ganz knapp entgangen nahmen wir die letzten Meilen vor der Golden Gate unter die Räder, die fünf Fahrspuren machten mich wie üblich nervös. Dann bat ich Ros, unsere letzte Coke aufzumachen und sie, ungestüm, wie junge Frauen nunmal sind, nahm auch sogleich ein Bad. So vollgesaut wollte ich weder den Wagen zurückgeben noch Ros ins Flugzeug steigen. Wir fuhren raus an einer Tanke, um erstmal etwas zu entspanen. Ros’ hatte es eilig, schlug beide Türen zu und da war es auch schon geschehen, Schlüssel im Wagen ! Wir waren zwar relativ sicher an einer Tankstelle und von den 4000 Reisemeilen fehlten nur noch 30, aber wir hatten andererseits auch nur noch 3 Stunden Zeit. Wir bekamen beide eine Attacke, beruhigten uns aber schnell wieder. Das Beifahrerfenster war einen Spalt breit offen, zwar nicht genug für eine Hand, aber doch ausreichend, um mit Ästen, Stäben und Drähten schliesslich den Schlüssel zu angeln.

Sahara-"Road movie"-Mike - Auf allen Strassen zu Haus

Als ich den Wagen am Flughafen wieder zurück geben wollte, fand ich mich wieder auf dem Highway wieder, aber das Spiel war schon bekannt. Meine Sorge galt der Tankanzeige, den jeder Yard könnte dazu führen, dass der Wagen nicht mehr als voll durchgeht.